von Vera Heck
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19 Feb., 2020
Ach, wie niedlich. Ein Häschen! Oh, das sitzt hier ganz alleine. Wo ist denn die Hasenmama? Das kleine Tier verhungert hier bestimmt. Da muss man sich kümmern. Komm, nimm mal deinen Schal und Wickel es gut ein. Und schwups, wurde aus einer gut gemeinten Tat, die Entführung eines Feldhasen. Durch die milde Witterung in diesem Winter gibt es schon viele Feldhasen und Wildkaninchen-Kinder. Fast täglich melden Spaziergänger „verlassene“ Hasenkinder in den Aufzuchtstationen oder bei Tierärzten. Jedem aufmerksamen Mitmenschen kann man nur einen Rat geben: Sitzen lassen, wo es ist! Die Feldhasenmutter hat es dort abgesetzt und wird 1 oder 2-mal am Tag nach dem Kleinen sehen und es säugen. So lange sitzt der Hase in seiner „Sasse“, wie die Mulde in der Fachsprache genannt wird. Natürlich sind die kleinen Tiere Gefahren durch z.B. Greifvögel ausgesetzt. Daher ist es wichtig, dass durch freilaufende Hunde oder streunende Katzen das Gefahrenpotential nicht erhöht wird. Meister Lampe geht es an den Pelz In Deutschland gibt es etwa 3 Mio. Feldhasen. Das Weibchen kann 3-4mal in Jahr Nachwuchs bekommen. Pro Wurf können es 4-6 voll entwickelte Jungtiere sein. Doch die meisten Tiere überleben das erste Jahr nicht. Zusätzlich wird der Lebensraum durch Neubaugebiete sowie durch die intensive Landwirtschaft jedes Jahr reduziert. Durch die vollständige Ernte der Felder fehlen dem Hasen nicht nur Nahrungsangebote, sondern auch Schutzmöglichkeiten. Er gilt zwar als ein „Meister der Tarnung“, aber auf den „sauberen“ Feldern hat auch er es schwer, sich vor Greifvögeln oder Füchsen zu verstecken. Neben diesem „natürlichen“ Verlust kommen noch ca. 60.000 tote Hasen durch den Straßenverkehr hinzu. Somit ist der Feldhase, der bis zu 80KM/h rennen kann, eine bedrohte Spezies. Feldhasen sind Einzelgänger und meist nachtaktiv. Ihrem Standort bleiben sie einem Leben lang treu. Autofahrer im ländlichen Raum sollten daher darauf achten, die Geschwindigkeiten in Populationsgebieten anzupassen. Da freuen sich zusätzlich Igel, Eichhörnchen, Frösche oder auch Kaninchen. Kaninchen haben es auch nicht leichter Kaninchen bringen ihren Nachwuchs in einem Bau zur Welt. Die Kleinen bleiben auch so lange dort sitzen bis sie groß genug sind für den tagtäglichen Kampf in der Natur. Aber auch dann lassen sie sich nur kurz in der „Öffentlichkeit“ blicken. Ihr Leben findet meist in ihrem unterirdischen Bau statt, wenn sie nicht durch Hunde oder spielende Kinder ausgegraben werden. Trotz 4-6 Würfen im Jahr, stehen die Kaninchen seit 2009 auf der roten Vorwarnliste des Bundes. Auch sie fallen dem immer enger werdenden Lebensräumen zum Opfer und Krankheiten machen ihnen das Leben zusätzlich schwer. Neben der Myxomatose können Kaninchenpopulationen beispielsweise von neuen Viruserkrankungen wie der Hämorrhagische Kaninchenkrankheit betroffen sein. Oft werden Tiere mit auffällig geschwollenen Augenlidern oder eitrigen Augen- oder Nasenausfluss gefunden. Myxomatose ist für Kaninchen hoch ansteckend und führt in der Regel zum Tod. Die Krankheit ist meldepflichtig. Hier ist Hilfe notwendig Was aber tun, wenn man auf ein sichtbar verletztes Feldhasen- oder Kaninchenbaby stößt oder es vollkommen untypisch im Rinnstein oder auf der asphaltierten Straße sitzt? Oft bringt auch die Katze solch ein „Geschenk“ mit nach Hause. Idealerweise holt man einen Karton oder Korb und setzt es rein. Anders als z.B. Eichhörnchen benötigen sie keine zusätzliche Wärme, da ihr Fell dicht genug ist. Auf die Gabe von Traubenzucker/Zuckerwasser bitte verzichten. Maximal etwas Kamille- oder Fencheltee (handwarm) anbieten. Niemals Katzen- oder Kuhmilch verabreichen. In Deutschland gibt es viele Päppler und Aufzuchtstationen, die sich mit Feldhasen und Kaninchen auskennen. Gerne stehen die Helfer mir Rat und Tat zur Seite. Auch eine „Überführung“ zu „jeder Tageszeit“ ist in der Regel möglich. Erste Hilfe gibt es z.B. bei Steffi aus Hessen, zu finden unter https://www.facebook.com/lovemyfurryfamily. Sie hat schon vielen Langohren ins Leben geholfen. Auf Facebook gibt es zudem die Gruppe „Wildtiernotfälle“ und bei Bunnyhilfe.de gibt es zahlreiche hilfreiche Tips. Die Päppler und Stationen sind untereinander eng vernetzt, so dass schnell und kompetent geholfen werden kann. Schau mir in die Augen, Kleiner Um das richtige Tier zu melden, muss man dem kleinen Findling einfach nur tief in die Augen schauen. Wildhasen haben eine braune Iris und dunkle Pupillen während Wildkaninchen dunkle „Knopfaugen“ haben. Wildkaninchen kommen nackt zur Welt, Hasen haben bereits Fell. Aber auch wenn Sie nicht sicher sind, ob nun Hase oder Kaninchen, zögern sie nicht, die Wildtierhilfen zu kontaktieren. Quellen: NABU, Deutsche Wildtierstiftung, https://bunnyhilfe.de Blog-Foto: Steffi, https://www.facebook.com/lovemyfurryfamily Foto: Pixabey